Historischer Gast

Damit die verstorbenen Künstler nicht in Vergessenheit geraten...


2022

Hans Erwin Steinbach (1906 Hanau – 1971 Seeg)


2021

Prof. Paul Hans Ohmert (23.10.1890 Zielenzig – 18.8.1960 Oberstdorf)


2020


Maria Blanz (1912 -1995) aus Bad Hindelang

Maria Blanz
Holzschnitt
© Fam. Blanz


2019


Max Schöfer (1895 - 1966)

„Die Gebote meiner Kunst sind aufrichtige Gesinnung, Form, Farbe.“ Kunst hatte für ihn nichts mit Geldverdienen, Geltungsbedürfnis oder „Prostitution im Sinne der Dekoration“ zu tun. Er ist ein etwas vergessener Maler, wie die Süddeutsche Zeitung bedauerte: Max Schöfer, der die längste Zeit seines Lebens in Freundpolz lebte, wo er 1917 einen Hof gekauft hatte und bewirtschaftete und nach seinem Studium an der Akademie der bildenden Künste in München sein Atelier einrichtete. Schöfer wurde 1895 auf dem Gut Haidhof bei Straubing geboren, nahm nach seinem Abitur am 1.Weltkrieg teil und volontierte danach auf dem väterlichen Gutshof. Sein Großvater, ein musizierender und malender Lehrer, und der 5 Jahre jüngere, damalige Kunststudent und spätere Akademieprofessor Adolf Hartmann  ermunterten ihn, aufgrund seiner Zeichnungen und Aquarelle sich bei der Kunstakademie zu bewerben.

Schöfer studierte dann ab 1921 an die Kunstakademie München bei Hermann Groeber und Adolf Schinnerer, hospitierte in Neapel und Paris und lebte 3 Jahre in Berlin. Schon 1925 stellte er im Glaspalast in München aus. Er malte in seinem Atelier in Freundpolz Blumen und expressionistische Landschaften, fast alle Nachbarn, viele Bekannte ausdem Bergstättgebiet und sich häufig sich selbst. Reisen führten ihn nach Neapel, Paris und Korsika. Schöfer führte ein gastliches Haus. Er spielte, Geige im Quartett mit Hans Seltmann sen. aus Bühl und der Familie Weh in Reute. Seine Briefe sollen von „dichterischer Qualität“ sein.1935 heiratete er „sein liebes Friedchen“ Kohlsaat aus Dithmarschen, das ihn um 30 Jahre überleben sollte. Ein paar Jahre führte er mit ihr nahe der Kunstakademie München ein Bohemienleben gemeinsam mit anderen Künstlern: Schöfer befasste sich  mit fast allen Techniken: Öl, Aquarell, Holschnitt, Radierung, Zeichnung, Glasmalerei und Lithographie.

Max Schöfers
Porträt aus dem Jahr 1954 von Frau Emilie Czerny (1877 -1962)
© Immenstadt Heimatverein


Seit 1936 hat er wohl auf keiner Kemptener Kunstausstellung gefehlt, deren Kunstpreis er 1955 erhielt. Er verkaufte an die Städtische Galerie München, die Bayerische Staatsgemäldesammlung und die Neue Pinakothek. Bei einer Ausstellung in Dublin verbrannten 10 Zeichnungen von ihm. 1960 verpachtete er seinen Hof und 1965 zog er wegen des milderen Klimas nach Bergen im Chiemgau. Dort starb er am 12.11.1966. Sein Grab in Diepolz schmückt ein schlichtes schmiedeeisernes Kreuz. 1983 fand im Schlosssaal Immenstadt eine Gedächtnisausstellung mit 77 Arbeiten statt.


2018



Anna Jäger (1899-1981) aus Oberstdorf

ausgebildet als Schneiderin, aber dann kunstgewerbliche und künstlerische Ausbildung in München. Im Alter von 36 Jahren kehrte Anna Jäger 1935 in ihr geliebtes Oberstdorf zurück. Für sie sicher keine gute Entscheidung, denn ihr moderner, groß-zügiger Malstil stieß damals auf wenig Verständnis. Um Ihren Bekanntheitsgrad auszubauen, fehlte das Umfeld für größere Arbeiten und Aufträge. Ihre Maltechniken waren vielschichtig: Kohlezeichnungen, Aquarelle, Öl-farben, am liebsten aber Tempera, mit dem Mörser selbst hergestellte Naturfarben aus Mineralien, welche nach einem Überzug mit Firnis große Leuchtkraft und Intensität erhielten. So wird es Zeit, dieser Oberstdorfer Künstlerin zu gedenken!

Als zweites der 4 Kinder von Martin und Barbara Jäger („Geagl“), die in der Freibergstraße in Oberstdorf eine kleine Landwirtschaft und Fremdenzimmervermietung betrieben, wurde Anna Jäger am 17. 4.1899 geboren. Sie lernte als Schneiderin und wurde 1924 bei den Klosterschwestern des Städt. Seminars Augsburg Handarbeitslehrerin mit einem „hervorragenden“ Abschluss. Sie wollte ins Kloster gehen, aber ein Arzt riet ihr wegen ihrer schwächlichen Konstitution ab. Von 1925 – 1930 studierte sie an der Kunstgewerbeschule München bei Prof. Franz Klemmer Freskomalerei, Batik, Mosaik, Glasmalerei,  Paramentik. Ein Studium an der Kunstakademie München schloss sich 1931 bis 1935 an. Statt an einer Augsburger Kunstschule Lehrerin zu werden, zog sie heim nach Oberstdorf, wo ihr Malstil auf wenig Verständnis stieß. Sie malte die Berge - Höfats, Trettach etc., Blumen, Portraits und häufig religiöse Motive. 1953 eckte sie an, als sie für das Grab ihres Schwagers einen bartlosen Christus schuf. Sie arbeitete in vielen Techniken: Öl, Aquarell, Kohle, Tempera, Batik auf Seide, Papier und Pergament. Von ihren Holz- und Linolschnitten sind nur noch wenige vorhanden. Sie machte Mosaiken  mit aus Trettach, Stillach und Breitach gesammelten Steinen, und Stick- und Handarbeiten, z.B. für Mieder und Hosenträger. Ihr Muttergottesgewand für St. Loretto ist heute im Oberstdorfer Heimatmuseum. Mit Wilhelm Math  und Fanny Seeweg arbeitete sie an der Rekonstruktion der Oberstdorfer Tracht. Mit 50 Jahren begann ein Rheumaleiden. Im vorgerückten Alter verdiente sie ihren Unterhalt mit Hinterglasmalereien nach eigenen oder historischen Vorlagen. Am 1.Juli 1981 starb sie, fast unbemerkt von der Öffentlichkeit. Anna Jäger war eine bescheiden, geradezu asketisch lebende Künstlerin, heiter, gütig und sehr fromm.


2017

Sonntag, 17. Dezember 2017, 17.00 Uhr

Vortrag

Unser historischer Gast 2017:
Josef Hauber aus Geratsried, ein Gründungsprofessor der Königlich-Bayerischen Akademie der Bildenden Künste in München - 1808


Josef Hauber

In einem entlegenen, heilen Winkel des Allgäus, in Geratsried hinter Missen, am Ortsende bei der kleinen Holzkapelle (mit der schielenden gotischen Madonna) noch 200 m den Weg in den Tobel hinunter – dort steht das stattliche gestrickte Geburtshaus eines der ersten 3 Professoren der Münchener Akademie:– Josef Hauber (14.3.1766 – 23.12.1834, München). In der kleinen Holzkapelle finden wir auch seine frühesten Arbeiten: 7 kleine Ölbildchen (weitere gleicher Art in der Kirche in Missen) in geschnitzten Rocaille-Kartuschen, so hervorragend gemalt, dass man sie keinem 15-jährigen, aber auch nicht seinem ebenfalls malenden Vater, einem Schreiner, zutraut.

Haubers Vater schickte seinen Sohn früh in die Lehre zu dem ausgezeichneten Anton Weiß in Rettenberg. Danach ging Hauber an die Akademie in Wien und kam danach nach München. Dort wurde der bedeutende Bildhauer Roman Anton Boos aus  Roßhaupten sein treuester Berater. Er lehrte ihn die strenge, sichere Zeichnung. Jakob Dorner, der Galerieinspektor, fügte das Können im Malerischen hinzu. Zunächst kopierte Hauber alte, vor allem niederländische Meister und sein Ruf, dass er darin der beste sei, verschaffte ihm ein 200 Gulden-Jahresstipendium von Kurfürst Karl Theodor. Im Klerikalseminar in Freising hängt eine solche Kopie von Caravaggios Anbetung der Hirten. 1797 berief der Kurfürst von Bayern Hauber zum Zeichenlehrer an der kurfürstlichen Kunstschule und 1808 war er einer der ersten 3 Professoren an der neu gegründeten Akademie der Bildenden Künste.
Hauber hat etwa 50 Altarbilder gemalt: Für Altötting eine Hochzeit von Kanaan, für die Frauenkirche in München ein Abendmahl, für St. Michael in München ein Herz Jesu, für Thalkirchen eine Hl. Anna und eine Flucht nach Ägypten, ein Altarbild für die Hedwigkirche in Schwabing, die Hl-Geist-Kirche München, Iffeldorf, Altenerding, Lauterhofen, Tann in Niederbayern, Dachau, Feldgeding, die Kapuzinerkirche Schärding und einen Kreuzweg für Erding… Viele seiner weiteren, meist konventionellen Altarbilder sind abgegangen, aber im Allgäu gibt es in Missen 4 Seitenaltäre (1818)  - Jesus lehrt im Tempel, Mariä Heimsuchung, Steinigung des Stephanus und Hl. Agatha, 12 schöne Apostelbilder, je zwei übereinander an den Längswänden (1819) und kleine Rosenkranzgeheimnis-Bildchen, Pendant zu den genannten Arbeiten in Geratsried (1781 signiert).
Hauber war gelegentlich auch Radierer, Lithograph und Kupferstecher, oft nach Murillo, van Dyck, etc, denen man immer wieder im Kunsthandel begegnet. Seine Stiche wie z.B. „Auferweckung des Lazarus“, „Lear und Cordelia“ oder „Venus,Adonis und Cupido“ werden auch in London, Genua oder München gehandelt, zu Preisen zwischen 150 und 4.500 €. Das Heimathaus in Sonthofen besitzt ein Aquarell von Sonthofen. Richtig berühmt aber wurde Hauber als Porträtist. Wenn man in der Hofmühle in Immenstadt von allen Porträts das eleganteste heraussucht, stößt man auf Haubers Porträt von Franz Anton Hoess (1822), Brauereibesitzer, Immenstadts bester Steuerzahler, Mitglied der verfassungsgebenden Ständeversammlung 1818, der sich ein Hauberporträt leisten konnte. Der Münchner Maler A. Adam spottete über Hauber: „Nach dem Preise richtete sich seine Leistung“. Die Hofmühle besitzt noch ein Selbstporträt des Künstlers (das vermutlich fälschlicherweise als ein Selbstporträt von Herz ausgeschildert ist) und konnte vor kurzem ein reizendes kleines Grisaille-Porträt eines Mitglieds der Bayerischen Königsfamilie erwerben.
Berühmt ist Haubers Bild der Familie Scheichenpflug
(1811) im Lenbach-Haus in München, sein Montgelas im Bayerischen Nationalmuseum, sein Bildnis der zweiten Gemahlin des Herzogs Karl Theodor in Schloss Nymphenburg, sein Selbstporträt im Stadtmuseum München, sein Musiker Abt Vogler im Landesmuseum Darmstadt, der jugendliche Herzog Pius von Bayern in der Kunstsammlung Bamberg. Er hat sowohl den Bayerischen König Maximilian I. und seine Frau Karoline wie den Lithografen Alois Senefelder, den Kurfürst Karl Theodor ebenso wie Staatsrat von Kirschbaum, die 2 Söhne seines Freundes und Lehrers Boos, den Maler Ferdinand von Kobell und das Bichelbräu Hierl in München gemalt. Er war der Porträtmaler Münchens für Hof und gut situiertes Bürgertum im frühen 19. Jahrhundert. Bis zu seinem Tod malte Hauber rastlos. Er sammelte aber auch Bilder und seine Galerie zählte zu den bedeutendsten Privatsammlungen Münchens. Wegen seiner angenehmen Art war Hauber sehr beliebt. Nicht mit seinen Altarbildern, sondern aufgrund seiner Porträts, auch wenn er manches etwas rasch und flüchtig erledigte, gehört er zu den wichtigsten Malern des Allgäus, und es lohnt sich, nach Missen und Geratsried zu fahren und in der Hofmühle Immenstadt seiner brillanten Porträtkunst zu begegnen.


2016

 

 

Hans Jahn (1925 - 2006)

Hans Jahn ist am 13.10.1925 in Offenbach als Sohn des Schulrektor und Musikers Hans Jahn und seiner Frau Emma, geboren und dort aufgewachsen. In den Kriegsjahren zogen seine Eltern nach Kempten. Hans Jahn studierte ab 1947 Architektur an der Technischen Hochschule Stuttgart und ab 1949 Kunsterziehung an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart bei den Professoren Hermann Sohn, Gerhard Gollwitzer und Karl Hils. Mitstudent war z.B. Sieger Köder. Nach seinem Staatsexamen 1955 war Jahn von 1956 bis 1984 als Kunsterzieher in Heidenheim, Wangen, Ravensburg und am Hohenzollern-Gymnasium in Sigmaringen tätig. Schüler berichten, er habe sie begeistert, weil er frischen Wind in den Kunstunterricht brachte und Experimentelles wagte. Von 1971 bis 1984 war er Fachberater für bildende Kunst am Oberschulamt Tübingen. Als Gymnasialprofessor ging er in den Ruhestand. 1984 zog er nach Sonthofen, weil das spezifische Allgäuer Landschaftsbild mit ihrem Kontrast und der Spannung zwischen der Ordnung der bestellten Fluren und den aufragenden Bergmassiven ihm immer wieder stil – und formprägend waren und er immer wieder Entsprechungen wohl auch für seine inneren Ordnungen und Spannungen als Künstler fand. Er nahm regelmäßig mit gekonnten und sehr eigenständigen abstrakten „Landschaften“ oder „Städten“ an den Kunstausstellungen im Oberallgäu teil – bei der Oberallgäuer Kunstausstellung in Sonthofen und Immenstadt und bei der Festwochenausstellung in Kempten. Meist waren es kleinformatige Aquarelle. Er wohnte in der Vorderen Bergauffahrt 11 in Sonthofen. Arbeiten von ihm befinden sich u.a. im Besitz der Stadt Sonthofen, der Universitätskliniken Hamburg und der MSH Medical School in Hamburg. In Hamburg fand auch 2013 zuletzt eine Ausstellung seiner Werke statt. 2015 waren Bilder von Jahn auch in der Westallgäuer Kunstausstellung in Lindenberg zu sehen.

Jahns Bilder sind Metamorphosen des Objekts Landschaft, die aus bekannten Landschaftsbildern das Unbekannte herausschälen, ordnen und organisieren möchten. In seinen Arbeiten sind elementare Zeichen und Zeichensysteme für Städtisches, Besiedlung, Haus und Gehöft. Auskarstung und Einschnürung, Zerstörung und Konzentration sind gleichermaßen Grundformen einer geordneten Landschaft.

Es sind gedachte, künstliche Landschaften mit ausgewogenen und in Spannung versetzten Flächenbeziehungen. Realistische Abbildnähe wechselt mit Eigenbildlichkeit. Ab 1980 wandte er sich der Abstraktion zu, beeinflusst von Prof. Willi Baumeister, den er während des Studiums an der Kunstakademie kennen gelernt hat. Seine abstrahierende Auffassung von Umwelt beruht aber auch ganz allgemein auf dem ordnenden Element der Architektur, das ihn aus seinem Erststudium her immer begleitet hat.

Schwerpunkt seines Schaffens ist daher neben Stillleben und Aktbildern immer wieder die Auseinadersetzung von Gebautem und Gewachsenem, von Architektur und Landschaft, Urbanität im sinne von Hans Jahn meine eine architektonische Struktur, die eingebaut ist in die Ordnung des umgebenden Landschaftsgefüges. Im permanenten Kräftespiel sind abwechselnd Architektur und Landschaft dominierend.

Die Stadt besitzt mehrere gute Arbeiten von ihm. Am 21.6.2006 ist Hans Jahn in Sonthofen gestorben.


2015

 

 

Otto Sieber (1919 – 1990)

Ein Meister im Malen von Bildern war der Oberstdorfer Malermeister Otto Sieber. Das Malen von Bildern war ihm sein Leben lang mindestens genauso wichtig wie sein „bürgerlicher“ Beruf als Malermeister. Schon als Schulbub zeichnete er für sein Leben gern und es war fast selbstverständlich für ihn, die ganzen Jahre seiner Freizeit mit Zeichenblock und Farbe unterwegs zu sein und festzuhalten, was ihn faszinierte, nämlich die Dinge in der Natur.

Der Zweite Weltkrieg verhinderte das akademische Studium. Doch Otto Sieber nun als reinen Hobbymaler zu bezeichnen wäre falsch; denn mit seinem Können war er eher dem Profilager zuzuordnen.

Verschiedene Techniken waren dem Künstler gleich lieb geworden. Seine Aquarelle zeichnen sich durch Leichtigkeit und Frische aus, seine Ölbilder sind kräftig in leuchtenden warmen Farben gehalten. Otto Siebers Zeichnungen in präzisen Linien sind lebendige Wiedergaben von Menschen, Tieren und Landschaften aus der Allgäuer Bergwelt. Und seine Bilder von Alt-Oberstdorfer Straßen und Gassen inzwischen schon zu Dokumenten geworden.

Seine Allgäuer Heimat bot ihm die meisten Anregungen, aber auch eine südländische Landschaft oder ein Dorf am Mittelmeer hielt er während seiner Reisen auf Papier fest. Otto Sieber war ein echter „Vollblutmaler“, der dem Betrachter seiner Bilder gerne die Schönheit von natürlichen Dingen nahe bringen wollte. Und das ist ihm vorzüglich gelungen.


2014 - Nikolaus Drexel

2013 - Karl Ziegelmeier

2012 - Maximilian Schels

2011 - Josef Knirlberger

2010 - Eugen Ludwig Hoess

2009 - Kalot Walter

2008 - Prof. Georg-Albert Dorschfeldt

2007 - Eduard Bechteler